Lesefisch

Manchmal sind Bücher die besten Freunde. Aber nicht immer!

Krimi und Science Fiction

Der Mann von drüben - Isaac Asimov

Asimov bewegt sich auf einem seiner liebsten Territorien: Wie kommen Mensch und Roboter miteinander aus? Wie sieht die Erde der Zukunft aus?

In diesem Buch ziemlich düster. Vieles, Platz, Nahrung, Luxus, selbst kleiner, Nachwuchs, Freizügigkeit, ist rationiert. Das System, das notwenig ist, die Citys, in denen die Menschen leben, wird immer komplizierter und entsprechend anfälliger. Die Menschen gehen nicht mehr ins Freie, essen synthetische Nahrung.

Zu allem Übel beginnen noch Roboter, ihnen ihre Arbeitsplätze wegzunehmen. Viele Arbeiten sollen eben "zur Rationalisierung" von Robotern ausgeführt werden. Dabei sind die unausgereift, funktionieren nicht gut und sehen schlecht aus.

Die Astroniden, Menschen, die auf anderen Planeten geboren sind und in der Regel dort leben, wollen Ihnen helfen. Sie haben aber gleichzeitig Angst davor, sich bei den Erdmenschen mit Krankheiten anzustecken. Es gab auch in der Vergangenheit einen gewaltsamen Konflikt zwischen diesen beiden Parteien, der weiter schwelt.

Aktuell passiert ein Mord an einem Astroniden in der Weltraumstadt, einem Ort auf der Erde, der von Astroniden bewohnt wird und abgegrenzt ist. Diesen Mord soll ein Mensch begangen haben.

Tom Baley, ein Erdenmensch, soll im Team mit einem Roboter der Astroniden den Mord aufklären. Dieser Roboter ist perfekt gebaut gegenüber den Erdexemplaren. Er sieht wie ein Mensch aus und tritt auch so auf. Allerdings muss er sich an die drei (Asimovschen) Robotergesetze halten. Auch beherrscht er die Fähigkeit des Lügens nicht.

In diesem Umfeld läuft der normale Krimi mit Kombinationen, Verdächtigungen und Fehlschlägen, was recht unterhaltend ist. Gleichzeitig wird die Erdenwelt mit Familienleben, Essen in Gemeinschaftsküchen usw. nahe gebracht.

Ich bin auf meine Kosten gekommen und die Lösung der Geschichte gefällt auch.

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra - Robin Sloan, Ruth Keen
"Heutzutage bringt das Telefon nur schlechte Nachrichten. Es geht immer nur um Dinge wie "Die Rückzahlung Ihres Studienkredits ist überfällig" oder "Dein Onkel Chris liegt im Krankenhaus". Alles, was Spaß macht und aufregend ist, wie eine Einladung zu einer Party oder der Plan für ein geheimes Projekt, kommt übers Internet."

Bücher oder Bytes

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra - Robin Sloan, Ruth Keen

Clay wird krisenbedingt als Webdesigner arbeitslos. Er stößt auf einen Aushang mit einer Stellenanzeige und bekommt den Job. Er arbeitet nun in der Nachtschicht des durchgehend geöffneten Buchladens des Mr. Penumbra als Verkäufer.

Es gibt bei diesem Laden, der die Form eines hochgereckten Quaders hat, zwei Sorten Bücher und zwei Sorten Kunden: Die Normalen und die Ungewöhnlichen.

Er verkauft wenig: Ein paar Ansichtskarten und gelegentlich ein normales Buch an nächtliche normale Kunden. Die anderen Kunden kommen mit einer gewissen Regelmäßigkeit und leihen Bücher nur aus und geben welche zurück. Das betrifft die ungewöhnlichen Bücher, die, wie sich dann herausstellt, nur unverständliche Aneinanderreihungen von Buchstaben und Zahlen, einen Code, enthalten.

Clay macht sich Gedanken darüber, das Geschäft anzukurbeln, postet Werbung und arbeitet dran, den Laden im Computer zu visualisieren. Eine neu geworbene Kundin ist Kat, die bei Google arbeitet, wie er dann erfährt. Er redet mit Kat über seine Arbeit, die ungewöhnlichen Bücher und die Geheimnisse des Ladens. Er entführt ein Logbuch der Verkäufer um es auf Googles hocheffektivem Scanner digitalisieren zu lassen. Der Leser wird zwischen den Schauplätzen alter Buchladen und Google-Campus und alter und neuer Technik hin- und hergeführt.

Die Geschichte nimmt Fahrt auf, als sich mit Hilfe der Verknüpfung der Scanergebnisse und der Visualisierung des Ladens ein 3D-Bild mit einem Gesicht ergibt.

Das haut nun Herrn Penumbra um und bringt den normalen Tagesablauf des Ladens aus der Spur. Clay bekommt heraus, dass hinter den ungewöhnlichen Kunden eine Art Sekte steckt, die weltweit in ähnlichen Buchläden mit codierten Büchern auf geheimnisvolle Ziele hinarbeitet. Ihr Oberguru ist Aldus Manutius, einer der ersten Verleger "gleich nach Gutenberg". Sein damaliger Gehilfe und Freund Griffo Gerritszoon hat eine Schrifttype entworfen, die noch heute sowohl in Büchern, anderen Printmedien, aber auch am Computer sehr häufig verwendet wird. Zumindest ist das in diesem Buch so.

Ziel der Sekte ist es, das Vermächtsnis des Manutis, ein Buch, das Codex Vitae zu dechiffrieren. Man vermutet den Schlüssel zur Unsterblichkeit als Ergebnis. Dazu verwendet man klassische Methoden.

Clay und seine Freunde nun haben mit Unterstützung von Mr. Penumbra vor, das Problem Knall und Fall mit Hilfe von Computern, insbesondere denen Googles zu lösen.

Letztendlich geht das schief und Clay findet am Ende einer gewissen Niedergeschlagenheit einen Weg, das Geheimnis zu lösen. Dazu braucht er allerlei Findigkeit und immer wieder die Ratschläge, Hilfe oder Mittel von Freunden aus dem Kreis der Jüngeren und aus dem Lager der Alten. Er bedient sich moderner Technik und auch ganz alter Artefakte.

Unterhaltsam ist das Buch allemal. Die Einbeziehung alter und neuer Technologien in die "Ermittlungen", die Nutzung eines Netzwerkes von Freunden und Wohlgesonnenen, machen die Lektüre interessant (für fast jeden) und es ist spannend bis zum Schluß.

 

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra - Robin Sloan, Ruth Keen
"Wenn man an Bibliotheksregalen entlanggeht und mit dem Finger über Buchrücken streicht - dann spürt man unwillkürlich die Gegenwart schlummernder Seelen. Es ist nur ein Gefühl, keine Tatsache, aber vergessen Sie nicht (ich sag's noch mal): Leute glauben an noch viel seltsamere Dinge."
Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra - Robin Sloan, Ruth Keen
"Aber wenn Menschen ein gewisses Alter erreicht haben, hört man irgendwie auf, sie zu fragen, warum sie bestimmte Dinge tun. Es könnte gefährlich sein."

Nicht ohne Erfolg durchgeschlagen

Die Baumwollpflücker - B. Traven

Der Held, Mr. Gale, sicherlich ziemlich viel B. Traven selbst, ist in Mexiko unterwegs, um sein Leben zu erhalten. Er nimmt Arbeit an, die er bekommen kann, akzeptiert Entlohnung, die kaum zum Leben reicht, und schlägt sich mit unwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen herum.

Deutlich und klar wird geschildert, wie Ausbeutung funktioniert und wie man sich wehren kann. Mr. Gale hält sich zwar oft zurück und beobachtet. Selten mischt er sich ein, aber er hat immer eine Meinung. Obwohl die Bedingungen entmutigend sind, legt er eine erstaunliche Tatkraft an den Tag, wenn es darum geht, etwas für ein etwas besseres Leben zu tun. Er beurteilt das Geschehen mit Humor und mit klarem Menschenverstand.

Ich habe den Roman gerne gelesen, bekam ich doch eine Sicht auf ein menschliches Dasein, wie es mir jetzt und hier nicht droht. Die Lektüre holt einen schon recht auf den Boden zurück. Trotzdem ist sie oft lustig und bereitet Vergnügen.

Die Baumwollpflücker - B. Traven
"Man nimmt das Geld und fragt nicht, woher es kommt. Man kann doch nicht verhungern. Verhungern ist Selbstmord. Und Selbstmord ist eine Sünde. Aber Sünden soll man nicht begehen, das wird einen schon in der Jugend gelehrt."
Die Baumwollpflücker - B. Traven
"Der Indianer wusste, er war der Bewohner und der Bürger eines freien Landes, wo der Milionär nicht mehr Recht hat, auf dieser Bank zu sitzen, und wäre es vierundzwanzig Stunden lang, als der arme Indianer. Aber schlafen durfte er nicht auf der Bank. So weit ging die Freiheit nicht, obgleich die Bank auf dem "Platze der Freiheit" stand. Es war die Freiheit, wo derjenige, der die Autorität besitzt, den peitschen darf, der die Autorität nicht hat.Der uralte Gegensatz zweier Welten.Uralt wie die Geschichte von der Herauspeitschung aus dem Paradiese. Der uralte Gegensatz zwischen der Polizei und den Mühseligen und Beladenen und Hungernden und Schlafbedürftigen."
"Wer als Heizer auf einer Elektrolok arbeiten will, stemmt sich gegen den ökonomischen und damit auch sozialen Fortschritt. Er fuchtelt mit der nutzlosen Schippe herum, während die Lok nach dem Plan der Oberbahndirektion losfährt.
Wer angesichts des Hungers und der Unterentwicklung in vielen Ländern der Erde seine eigene Parzelle mit dem Holzpflug bearbeitet, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, aus Bedürfnislosigkeit einen Luxus zu machen."
Die Rebellion der Betrogenen, - Thomas Heubner

Thomas Heubner: "Die Rebellion der Betrogenen",

Kapitel "In den Katakomben des Untergrunds"

""Empire" hieß ein Film, der in der amerikanischen Hippieszene während der Blütezeit der "psychodelischen Revolution" der größte Renner war. Der Film dauerte acht Stunden, seine Handlung beschränkte sich einzig und allein auf e i n e Einstellung des Empire State Building von New York. Die ganze Dramatik besteht darin, daß in der ersten Viertelstunde nur Filmbilder zu sehen sind, die das Gebäude fast völlig von Nebel eingehüllt zeigen, während dann im weiteren "Handlungs"verlauf der allmähliche Übergang der Dämmerung in die Nacht erfolgt. "
Die Rebellion der Betrogenen, - Thomas Heubner

Thomas Heubner: "Die Rebellion der Betrogenen",

Kapitel "In den Katakomben des Untergrundes"

"Sie fielen schon äußerlich auf. Fast alles war in ihrer Kleidung erlaubt, nur konform durfte es nicht sein. Die jungen Männer ließen sich wilde Bärte wachsen, manche trugen auch die Haare etwas länger; abgetragene knielange und ausgefranste Jeans, Bermudashorts, einfache Sandalen, dunkle Sonnenbrillen, Baskenmützen, eigenartige Hüte oder andere exotische Kleidungsstücke waren sehr gefragt. Die Mädchen bevorzugten schwarze Strumpfhosen - überhaupt war Schwarz die Modefarbe -, trugen strenge Mop-Frisuren und schminkten sich nicht."
Die Rebellion der Betrogenen, - Thomas Heubner Thomas Heubner - Die Rebellion der Betrogenen, Kapitel "Die Beatniks oder Die geschlagene Generation"

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Franz Loeser